Gemeinschaftlicher Selbstbau – ein Erfahrungsbericht

Ein Wochenende Zeit, ein wenig handwerkliche Begabung, eine professionelle Bauleitung und eine Handvoll motivierte Selbstbauer*innen – Das sind die wichtigsten Zutaten, um die eigene Solaranlage im Selbstbau zu realisieren.



Im Spätsommer 2020 haben wir mit einem Pilotprojekt den genossenschaftlichen Selbstbau gestartet. Umgesetzt haben wir eine ca. 4 kWp auf dem Flachdach eines Einfamilienhauses im Süden Berlins.



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Für den Aufbau planten wir zunächst einen ganzen Bautag ein. Unsere Aufbaugruppe besteht aus der Familie der zukünftigen Solarbesitzer*innen und einigen Genossenschaftsmitgliedern. Angeleitet wurde der Aufbau durch einen professionellen Planer und Bauleiter. Zuvor hatte der die Anlage in Absprache mit den Hausbesitzern geplant. Bei der Planung der Anlage gilt es vieles zu beachten, wie etwa die Tragfähigkeit des Daches und Besonderheiten, wie bereits vorhanden Anlagen, Aufbauten und die Leitungsführung vom Dach in den Keller.
Auf der Grundlage der Planung hat die BürgerEnergie Berlin ein Angebot über das Material und aller notwendigen Leistungen erstellt, das den Hausherren überzeugt hat.


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Wir starteten den Bautag mit einem kurzen Kennenlernen bei Café und Kuchen und begannen mit der Baubesprechung. Das Material (Solarmodule, Kabel- und Elektroteile und Schienen für das Anlagengerüst) wurde bereits einige Tage zuvor vom Lieferanten angeliefert. Der Bauleiter und die BürgerEnergie Berlin brachten das Werkzeug und Sicherungsausrüstung mit. Zunächst stimmten wir gemeinsam einen Aufbauplan ab, bevor eine Sicherheitseinweisung für alle Bauhelfer*innen folgte. Dann verteilen wir die Aufgaben und das Werkzeug unter uns und legten los.


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Während sich eine Gruppe daran machte das Aufständerungssystem für die 12 Module auf dem Dach vorzubereiten, kümmerte sich Team Keller um die Verkabelung und den Anschluss an die Hauselektrik. Denn der Solarstrom muss schließlich vom Dach in den Keller gelangen, um ihn als Wechselstrom im Haus zu verteilen und Überschüsse in das öffentliche Netz einzuspeisen. Ein Platz für den Schuhkarton-großen Wechselrichter war zwar schnell gefunden aber die Verkabelung gestaltete sich schwieriger als gedacht. Erst nach längerer Suche und einigen Versuchen fanden wir einen durchgängigen Kabelschacht vom Dach bis in den Keller hinein. Insgesamt mussten 15 Meter Kabel durch den Schacht geführt und durch zwei weitere Kellerräume bis zum Anschlusspunkt verlegt werden.


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Parallel zu den Arbeiten in Haus und Keller bereitete Team Dach die Aufständerung der Module vor. Dazu mussten Aluträger zunächst ausgemessen und zugesägt werden. Anschließend wurde das Material mit vereinten Kräften auf das Dach gebracht und nach Plan ausgelegt. An diesem Punkt stellten wir mit Erschrecken fest: Die Füße zur Aufständerung der Module befanden sich zwar auf dem Lieferschein aber nicht in der Lieferung! Der erste Bautag endete damit vorzeitig am frühen Nachmittag. Etwas enttäuscht packten wir unsere Sachen zusammen, organisieren die Nachlieferung der fehlenden Teile und vereinbaren einen zweiten Termin.


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Der zweite Bautermin fand wenige Tage später statt und war auf einen halben Tag angesetzt. Da das Aufbauteam bereits gut eingespielt war und wir eine weitere Person als Unterstützung bekamen, setzten wir nach kurzer Besprechung den Aufbau fort, wo wir aufgehört hatten. Team Keller beendete unter Tage einige kleinere Arbeiten an der Verkabelung und unterstützte nach einer kurzen Prüfung durch den Bauleiter das Team Dach. Gemeinsam erwartete uns nun der schweißtreibendste Teil des gesamten Aufbaus: Damit die Anlage bei starkem Wind nicht vom Dach geweht wird, und da wir sie nicht mit dem Dach verschrauben wollten, musste sie mit Steinplatten zusätzlich beschwert werden.




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Nach einer kurzen Stärkung und Schnack mit den Hausbesitzern wanderten alle Aufbauhelfer*innen auf das Dach. Während wir wie bei einem Ikea-Bausatz das Gerüst zusammensteckten und -schraubten, bereitete der Bauleiter die Elektrik der Module vor. Wir setzten die Module nacheinander ein und begannen sie zu verkabeln. Ehe wir uns versahen, waren es nur noch wenige Module, bis das ganze Dach ausgelegt war.
Zum Ende hin wurde es spannend: Mit den letzten direkten Sonnenstrahlen versenkten wir die letzten Schrauben und verbanden die letzten Kabel. Hatten wir alles richtig verkabelt und reichte die untergehende Sonne aus, um zu messen, ob die Anlage Strom produziert? Der Bauleiter verschwand mit  Messgeräten in den Keller, erschöpft und aufgeregt warteten wir auf dem Dach. Nach ein paar Minuten dann die erlösende Antwort: Es fließt Strom! Endlich, nach einigen Wochen Vorplanung, anderthalb Tagen Aufbau vor Ort und einigen Überraschungen war die Anlage aufgebaut!





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